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Ivan Majid erster syrischer Feuerwehrmann in Aschendorf

Im Interview mit Stadtsprecher Heiko Abbas (links) erzählt Ivan Majid (Mitte), wie er zur Freiwilligen Feuerwehr Aschendorf gekommen ist. Aschendorfs Ortsbrandmeister Hermann Göken, Stadtbrandmeister Josef Pieper und der stellvertretende Ortsbrandmeister Mirco Krange hören zu.

Stolz sind sie auf ihn bei der Freiwilligen Feuerwehr Aschendorf, das merkt man mit jedem Satz. Ivan Majid gehört seit 2015 dazu, erst als Mitglied der Jugendfeuerwehr, seit Mitte vergangenen Jahres rückt der 17-jährige Syrer aber auch als richtiger Feuerwehrmann in der Einsatzabteilung aus. „Ivan hat seine Leistungsspange in nur einem Jahr geschafft“, sagt der Aschendorfer Ortsbrandmeister Hermann Göken anerkennend.

Er nickt Majid zu, der direkt neben ihm am Tresen sitzt. Ebenfalls mit dabei im Gemeinschaftsraum des Aschendorfer Feuerwehrhauses sind an diesem Abend in der Adventszeit Mirco Krange, stellvertretender Ortsbrandmeister, und Papenburgs Stadtbrandmeister Josef Pieper. „Für uns ist der Einsatz von Ivan ein tolles Beispiel dafür, dass jeder in der Feuerwehr seinen Platz finden kann“, meint Pieper. Er möchte noch mehr Menschen ermuntern, es Ivan Majid gleich zu tun. „Welche Wurzeln sie haben ist dabei nicht wichtig, sondern nur, dass sie mit anpacken und die Kameraden sich auf sie verlassen können.“

Dass das bei Majid der Fall ist, daran lassen die Feuerwehrmänner in Aschendorf keinen Zweifel. „Trotz der Sprachbarriere hat er seine theoretischen Prüfungen genauso souverän gemeistert, wie die sportlichen und praktischen Aufgaben“, sagt Göken. „Dazu muss man schon viel investieren. Zugleich ist das aber auch ein großes Lob für unsere Jugendabteilung mit ihrem Leiter Thomas Helm. Denn schließlich kann kein Feuerwehrmann allein alles schaffen. Man braucht immer Hilfe, auch beim Lernen.“ Das Lob der Feuerwehrprofis um ihn herum hört sich Ivan Majid zurückhaltend an.

Über seinen Nachbar, einen Feuerwehrmann in Aschendorf, ist Majid zur Wehr gekommen. „Ich helfe gerne Menschen und habe gefragt, ob ich hier mitmachen darf.“ Außerdem sei der Job des Feuerwehrmanns für ihn so interessant, dass er sich das auch beruflich vorstellen kann. Mit seinen Erfahrungen von Flucht und Bürgerkrieg habe das aber nichts zu tun, sagt Majid. „Wir sind 2013 aus unserer Heimatstadt Serekanyie im Norden Syriens nach Deutschland geflohen“, erklärt der 17-Jährige. Für ihn ist klar, dass seine neue Heimat nun Aschendorf ist. „Und hier möchte ich etwas schaffen.“

Auch bei seinen Freunden erfahre Majid viel Anerkennung. „Dass man als Feuerwehrmann sprichwörtlich für andere durchs Feuer geht, das nötigt auch vielen jungen Menschen großen Respekt ab“, sagt Hermann Göken. Überzeugt hat Ivan Majid mit seinem Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Aschendorf auf jeden Fall schon einmal seinen jüngeren Bruder Ajas. Der 15-Jährige ist seit einem Jahr bei der Jugendfeuerwehr und will ebenfalls seine Leistungsspange schaffen, um seinem großen Bruder nachzufolgen.

Dabei reizen Ivan Majid aber nicht nur die Herausforderungen im Einsatz. „Die Kameradschaft ist mir total wichtig. Gemeinsam etwas zu schaffen und hinterher auch ein Bierchen zu trinken“, sagt Majid zum Ende des Gesprächs. Zu einem gemeinsamen Foto kommt es dann allerdings nicht, plötzlich schrillt die Sirene. Göken, Majid, Krange und Pieper springen auf. „Wir müssen los“, rufen die Feuerwehrmänner. In der Schulstraße hatte es an diesem Abend in einem Neubau einen kleinen Brand gegeben. Die Aschendorfer Feuerwehr hatte die Sache in wenigen Minuten im Griff – dabei mittendrin: Ivan Majid, aus Syrien, 17 Jahre – Feuerwehrmann.