„Wir haben mit Sabrina Wendt eine hervorragende Kraft für die Wirtschaftsförderung im Rathaus gewonnen. Ich bin überzeugt, dass sie viel frischen Wind mitbringen wird“, sagte Papenburgs Bürgermeister Jan Peter Bechtluft am Donnerstagnachmittag. Die 35-jährige Diplom-Kauffrau wird zum 1. Juni die Nachfolge des bisherigen Wirtschaftsförderers Heinz Walker antreten. Walker wird neuer Leiter des Fachbereichs Bauen und Planen.
Hintergrund ist eine Organisationsänderung im Rathaus: Der neue Fachbereich unter Walkers Leitung wird sich in Zukunft auch um den Bereich Grundvermögen kümmern. „So kann sich die Agentur für Wirtschaftsförderung auf die Bereiche konzentrieren, die dort auch originär hingehören, nämlich die Ansiedlung von Betrieben, die Gewinnung von Fachkräften und die Beratung von Unternehmen“, sagt Bürgermeister Bechtluft.
In der vergangenen Woche hatte der Verwaltungsausschuss einstimmig die Einstellung von Sabrina Wendt beschlossen. Die gebürtige Dörpenerin hat in den vergangenen Jahren bei großen Unternehmen wie Nordland und Ems Precab oder Voith Siemens in Österreich gearbeitet und freut sich auf die neue Aufgabe. Wendt ist verheiratet, wohnt in Papenburg und hat zwei Kinder im Alter von 2 und 5 Jahren.
Frage: Frau Wendt, Sie wechseln zum 1. Juni von der freien Wirtschaft in den öffentlichen Dienst, als Wirtschaftsförderin. Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Wendt: Ich habe mich direkt in der Stellenausschreibung wiedergefunden. In der Wirtschaftsförderung kann ich meine Marketing- und Kommunikationsfähigkeiten voll ausleben. Denn eine solche Stelle lebt von intensiven Gesprächen, vielen Kontakten und auch guter Eigenwerbung. Hier möchte ich gerne neue Impulse setzen.
Frage: Das klingt ja ambitioniert. Wie bewerten Sie denn die bisherige Arbeit der Wirtschaftsförderung der Verwaltung?
Wendt: Die Wirtschaftsförderung ist bei den Papenburger Unternehmen und auch den Betrieben der Region als verlässlicher Partner und Ratgeber bekannt. Auf diesem guten Ruf möchte ich aufbauen, denn ich bin sicher, dass da noch mehr möglich ist. Dazu will ich unter anderem meine Kontakte zu den Betrieben nutzen, die ich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe. Es kann sicherlich auch nicht schaden, dass ich direkt aus einem solchen Betrieb nun auf eine andere Seite der wirtschaftlichen Betätigung wechsele.
Frage: Welche Themen brennen Ihnen denn besonders unter den Nägeln? Was wollen Sie als erstes angehen?
Wendt: Eine Priorität wird gleich zu Beginn die Frage der Ansiedlung von Unternehmen sein. Hinzu kommt die Herausforderung, Fachkräfte für Betriebe zu gewinnen. Wir erleben einen immer härter werdenden Wettbewerb – in beiden Bereichen. Durch die florierenden und innovativen Betriebe in Papenburg sind wir aber hier schon gut aufgestellt. Allerdings müssen wir auch die Kompetenzen der Personalgewinnung bei kleineren und mittleren Unternehmen stärken. Hier sollte die Wirtschaftsförderung auf die gute Netzwerkarbeit von IHK, Wirtschaftsverband Emsland, Ems-Achse, Handwerkskammer und anderen Verbänden aufbauen. Denn nur mit motivierten, gut ausgebildeten Arbeitnehmern kann die Papenburger Wirtschaft schlagkräftig bleiben. Die gilt übrigens insbesondere bei der Frage, wie wir die Erwerbstätigkeit von Frauen in Papenburg fördern können – dies verstehe ich auch als eine wesentliche Aufgabe von Wirtschaftsförderung.
Frage: Da sprechen Sie ein kontroverses Thema an. Sie selbst haben zwei kleine Kinder im Kindergartenalter, ihr Mann ist ebenfalls voll berufstätig und nun werden Sie die Agentur für Wirtschaftsförderung im Rathaus leiten. Wie managen Sie denn die Betreuung Ihrer eigenen Kinder? Und sehen Sie da auch Probleme?
Wendt: Natürlich kann man als Eltern nicht einfach zwei Vollzeitstellen mit großer Verantwortung übernehmen, wenn man zwei kleine Kinder hat, ohne eine umfangreiche Betreuung sicher zu stellen. Das ist aber gerade die Herausforderung, vor der auch viele junge Eltern in Papenburg stehen. Wir können glücklicherweise auf ein gut ausgebautes Netz an Kindertagesstätten und Kindergärten in der Stadt zurückgreifen. Zudem unterstützt uns die Familie dabei. Aber gerade an diesem Spannungsfeld wird deutlich, was wir den Menschen in Papenburg bieten müssen, wenn wir im Rennen um Fachkräfte nicht zurückfallen wollen: Familiennahe Betreuung, gute Bildungsangebote und ein intaktes ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement. Hier steht Papenburg schon gut da – aber dieses Niveau müssen wir halten und verbessern.