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„Die Verabschiedung des Masterplan Ems ist richtig“

Am Dienstag waren knapp 700 Werft-Mitarbeiter nach Leer in die Ost-frieslandhalle gefahren, um die Beratungen über den Masterplan Ems zu ver-folgen. Leers Landrat Bernhard Bramlage sprach sich in der Sitzung für das Vertragswerk aus.

Am Dienstagabend war die Spannung in der Leeraner Ostfrieslandhalle beinahe mit Händen zu greifen. Bei der Debatte über den umstrittenen Masterplan Ems waren rund 1200 Zuschauer gekommen und hatten dem Leeraner Kreistag damit die größte Sitzung seiner Geschichte beschert. Die Stimmung bei den Gästen war allerdings sehr angespannt, rund die Hälfte der Besucher waren Mitarbeiter der Papenburger Meyer Werft, die für den Masterplan Ems sind.

Die andere Hälfte waren Landwirte, die sich ihrer wirtschaftlichen Zukunft beraubt sehen, sie wollten eine Ablehnung des Masterplans erreichen. Am Ende stimmte der Kreistag knapp mit 26 Ja-Stimmen und 23 Gegenstimmen dem Vertragswerk zu. Nach der hitzigen Debatte war Papenburgs Bürgermeister Jan Peter Bechtluft, der als Zuschauer die Diskussion verfolgt hatte, erleichtert: „Die Verabschiedung des Masterplans ist richtig. Die Konsequenzen bei einer Ablehnung wären für die Stadt Papenburg aber auch für die gesamte Region als Wirtschaftsstandort katastrophal gewesen.“

 

"Hier standen tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel"

Erleichtert zeigten sich nach dem dreistündigen Schlagabtausch der Abgeordneten auch die rund 700 Werft-Mitarbeiter. Der Betriebsratsvorsitzende der Meyer Werft, Ibrahim Ergin hatte die Delegation angeführt. „Wir sind froh, dass die Jobs bei uns nun nicht auf der Kippe stehen.“ Ruhig aber bestimmt habe man durch die Anwesenheit der Kollegen auf die Tragweite der Entscheidung hinweisen wollen, so Ergin weiter. „Es standen hier tausende Arbeitsplätze und Familien auf dem Spiel.“

In die gleiche Richtung ging auch die Einschätzung des 1. Bevollmächtigten der IG Metall Leer-Papenburg, Thomas Gelder: „Es ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die der Leeraner Kreistag in den vergangenen Jahren überhaupt entscheiden musste.“ Gelder, der bis vor kurzem noch Betriebsratschef der Meyer Werft war, betonte, dass es nicht nur um die Arbeitsplätze der Werft gehe. „Alle sind davon betroffen, die Menschen im Landkreis Leer und in Emden ebenso wie in Papenburg.“ Allerdings zeigte Gelder auch Verständnis für den Unmut der Landwirte. „Hier braucht es mehr Beteiligung. Die Sorgen müssen ernst genommen werden.“

 

"Wünsche mir, dass nun Ruhe einkehrt"

Große Erleichterung gab es zwar nach der Abstimmung bei den Arbeitnehmern der Werft, die Leeraner Kreistagsabgeordneten waren hingegen weniger gelöst. „Man kann da jetzt nicht von Erleichterung sprechen. Die Arbeit fängt jetzt erst an mit der Umsetzung des Masterplans“, sagte dazu Johanne Modder, die nicht nur im Leeraner Kreistag für die SPD sitzt, sondern auch SPD-Fraktionschefin im Niedersächsischen Landtag ist. Modder wies noch einmal auf die große Belastung vor allem der ehrenamtlichen Politiker im Kreistag hin. „Jeder der hier ehrenamtlich Kommunalpolitik macht, kam heute in eine ganz schwierige Situation.“ Dieses solle man bei aller Konfrontation auch bedenken. Nachdem die Debatte und Abstimmung über den Masterplan Ems zu Ende waren, betonten viele Politiker und auch Beobachter, dass es wichtig sei, nun wieder zur Ruhe und Sachlichkeit zurück zu kehren. „Ich wünsche mir, dass nun wieder Frieden an der Ems einkehrt, für alle Beteiligten“, bilanzierte dazu CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann.